Heute sind es 2 Jahre. Der 14. November 2022 – war der Tag, an dem uns die erschütternde Nachricht erreichte: Die Taliban verbieten Frauen den Zugang zu öffentlichen Räumen. Dieser Schritt markierte eine weitere Eskalation in ihrer systematischen Unterdrückung der Frauenrechte seit ihrer Rückkehr an die Macht im August 2021. Zwei Jahre später hat sich die Lage für Frauen und Mädchen in Afghanistan weiter verschärft. Neue Gesetze führen zu einer beispiellosen Auslöschung ihrer Rechte und Freiheiten.
Der Ausschluss aus der Öffentlichkeit
Nach der Machtübernahme der Taliban im August 2021 folgte eine Welle von Verboten gegen Frauen. Schritt für Schritt schränkten die Taliban ihnen den Zugang zu Bildung, Berufen und öffentlichen Räumen ein:
- Bildungsverbote: Seit dem Schuljahr 2022 ist der Schulbesuch für Mädchen ab der 6. Klasse untersagt. Im Dezember desselben Jahres schlossen die Universitäten endgültig ihre Türen.
- Berufsbeschränkungen: Sie verloren ihre Jobs in NGOs, dem Journalismus und im öffentlichen Dienst. Ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit brach zusammen.
- Einschränkungen öffentlicher Räume: Schon Ende 2022 verwehrten die Taliban ihnen den Zugang zu Parks und Freizeiteinrichtungen, was ihre soziale Isolation verschärfte.
Diese Maßnahmen ziehlen darauf ab, Frauen systematisch aus dem öffentlichen Leben zu verdrängen und ihnen jegliche Teilhabe zu verwehren.
Das Verbot von Singen und Sprechen
In den vergangenen Monaten verschärften die Taliban ihre repressiven Maßnahmen nochmals drastisch. Im August 2024 traten neue “Tugendgesetze” in Kraft, die Frauen das öffentliche Singen und sogar das laute Sprechen untersagen. Die Taliban argumentieren, dass unsere Stimmen Männer „provozieren“ könnten. Doch in Wahrheit wollen sie unsere Schwestern vollständig zum Schweigen bringen.

- Verbot des Singens: Frauen dürfen weder in der Öffentlichkeit singen noch an kulturellen oder religiösen Feierlichkeiten teilnehmen, die Musik beinhalten.
- Einschränkung der Kommunikation: In manchen Städten dürfen Frauen nicht einmal miteinander sprechen, wenn ihre Stimmen in der Öffentlichkeit hörbar sind. Die Taliban betrachten Frauenstimmen als „awrah“ (intim).
- Strenge Strafen: Verstöße gegen das „Tugendgesetz“ werden mit harten Strafen geahndet – von Geldstrafen bis zu Gefängnis. Mehrere Frauen wurden bereits wegen angeblicher Verstöße verhaftet.
Diese Regelungen bedeuten nicht nur eine weitere Beschneidung der Freiheiten, sondern auch die Vollkommene soziale Ausgrenzung.
Soziale Isolation und psychischer Druck
Die neuen Gesetze haben dramatische Auswirkungen auf ihr Leben in Afghanistan:
1. Psychische Belastung: Das Verbot zu sprechen und zu singen raubt Frauen ihre Stimme und damit auch ein wichtiges Ventil zur Bewältigung von Traumata. Musik und Gesang, die oft Trost spendeten, sind nun verboten.
2. Verstärkte Isolation: Die ohnehin eingeschränkten Bewegungsfreiheiten werden weiter reduziert. Mit dem Verbot des lauten Sprechens wird selbst der private Raum zur Gefahrenzone.
3. Kulturelle Auslöschung: Afghanistan besitzt eine reiche Tradition an Musik und Poesie. Das Verbot des Gesangs bedroht diese Kultur, was das Land noch tiefer in die Isolation treibt.
Widerstand und Mut: Frauen lassen sich nicht zum Schweigen bringen
Trotz dieser brutalen Repression bleiben sie mutig, und einige leisten weiterhin Widerstand. Einige Aktivistinnen veröffentlichen heimlich Videos, in denen sie singen oder ihre Stimme erheben. Diese Taten des Protests sind gefährlich, da die Taliban sie als „unsittlich“ betrachten und hart bestrafen. Sie riskieren ihr Leben, um der Welt zu zeigen, dass sie sich nicht zum Schweigen bringen lassen. Ihr Mut beweist, dass die Hoffnung auf Freiheit in Afghanistan lebt – auch wenn die Bedingungen düster sind.
Internationale Reaktionen und der Ruf nach Unterstützung
Die internationale Gemeinschaft verurteilt die drakonischen Maßnahmen der Taliban scharf. Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International und Human Rights Watch sprechen offen von „Gender-Apartheid“ und fordern Sanktionen gegen die Taliban-Führung. Doch bislang blieben diese Maßnahmen ohne durchschlagenden Erfolg. Die Welt steht vor einer schwierigen Frage: Wie lässt sich Druck auf die Taliban ausüben, ohne die ohnehin leidende Bevölkerung weiter zu belasten?
Einige Aktivistinnen schlagen gezielte humanitäre Hilfe vor, die ausschließlich Frauen und Mädchen zugutekommt. So könnten Projekte unterstützt werden, die Bildung, Gesundheit und Schutz für Frauen sicherstellen, ohne die Macht der Taliban zu stärken.
Der Kampf geht weiter
Zwei Jahre nach dem Verbot öffentlicher Räume für Frauen und angesichts neuer drakonischer Gesetze bleibt die Situation für unsere Schwestern in Afghanistan erschreckend. Doch der Widerstand lebt weiter. Die Welt darf die afghanischen Frauen nicht vergessen, die trotz aller Repressionen weiterhin mutig ihre Stimme erheben. Dieser Jahrestag erinnert uns nicht nur an das Leid, sondern ist auch ein Aufruf zum Handeln.
Unterstütze die afghanischen Frauen!
Organisationen wie hawar.help und Aktivistinnen wie Düzen Tekkal setzen sich unermüdlich für die Rechte der afghanischen Frauen ein. Deine Unterstützung kann einen Unterschied machen – sei es durch Spenden oder das Teilen ihrer Botschaft. Jede Stimme zählt für diejenigen, deren Stimme verstummen soll.
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