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Internalisierte Misogynie: Wie wir Frauen uns selbst schwächen

Sexistische Ideologien und patriarchale Werte sind in unserer Gesellschaft so tief verwurzelt, dass selbst wir Frauen oft unbewusst frauenfeindliche Einstellungen verinnerlichen. Diese internalisierte Misogynie beeinflusst nicht nur, wie wir uns selbst wahrnehmen, sondern auch, wie wir andere Frauen behandeln. Doch was genau bedeutet das, und wie können wir uns davon befreien?

Was ist internalisierte Misogynie?

Misogynie bedeutet Hass oder Abwertung gegenüber Frauen. Wenn wir Frauen diese Überzeugungen und Verhaltensweisen selbst übernehmen, sprechen wir von internalisierter Misogynie. Dies geschieht meist unbewusst und ist das Ergebnis jahrzehntelanger gesellschaftlicher Prägung. Bereits als Mädchen lernen wir, dass wir nur dann “wertvoll” sind, wenn wir bestimmten Schönheitsidealen entsprechen oder uns konform verhalten. Diese Botschaften prägen unser Selbstbild und unser Verhalten gegenüber anderen Frauen.

Formen dieses Frauenhasses

Internalisierte Misogynie zeigt sich auf vielfältige Weise und kann oft subtil auftreten.

1. Konkurrenzdenken und Rivalität

Wir werden häufig dazu erzogen, uns als Konkurrentinnen zu sehen – sei es im Berufsleben, in Beziehungen oder um gesellschaftliche Anerkennung. Dies beruht auf dem Glauben, dass nur begrenzter Platz für Frauen in Führungspositionen oder in sozialen Netzwerken existiert.

2. Slut-Shaming

Oft verurteilen wir andere für ihr sexuelles Verhalten, insbesondere wenn es von gesellschaftlichen Normen abweicht. Dabei wird übersehen, dass diese Normen primär dazu dienen, die Freiheit von Frauen zu kontrollieren.

3. Verachtung für “typisch weibliches” Verhalten

Viele von uns neigen dazu, uns von Eigenschaften wie Fürsorglichkeit oder emotionalem Ausdruck zu distanzieren, weil sie als Schwäche gelten. Diese Ablehnung entsteht, weil das Patriarchat solche Eigenschaften abwertet.

4. Selbstkritik und Body Shaming

Wir Frauen sind oft unsere schärfsten Kritikerinnen, besonders wenn es um unser Aussehen geht. Der Druck, unrealistischen Schönheitsidealen zu entsprechen, führt zu Selbsthass und Unsicherheit.

5. Abwertung von Frauenfreundschaften

Viele von uns glauben, dass Freundschaften mit Männern “echter” oder weniger problematisch seien, weil wir als zickig oder hinterhältig gelten. Diese Vorurteile führen dazu, dass wir uns oft von potenziellen weiblichen Allianzen fernhalten.

Woher kommt internalisierte Misogynie?

Diese tief verwurzelten Überzeugungen resultieren aus jahrhundertelangen patriarchalen Strukturen. Medien, Familienstrukturen, Religion und Bildung vermitteln uns subtil, dass wir weniger wert sind als Männer oder dass unser Wert von unserem Aussehen oder Gehorsam abhängt. Diese Botschaften sind allgegenwärtig und beeinflussen unsere Denkweise, oft ohne dass wir es merken.

Wie können wir internalisierte Misogynie erkennen und überwinden?

1. Selbstreflexion und Bewusstsein

Der erste Schritt ist, unsere eigenen Gedanken und Verhaltensweisen zu hinterfragen. Wann habe ich das letzte Mal eine andere Frau verurteilt? Warum bewerte ich mich selbst so streng?

2. Solidarität statt Konkurrenz

Es ist wichtig, das wir uns nicht als Rivalinnen sehen, sondern einander zu unterstützen. Jede von uns kann aktiv dazu beitragen, andere Frauen zu fördern und zu empowern.

3. Sich von patriarchalen Normen lösen

Wir sollten uns bewusst gegen gesellschaftliche Erwartungen stellen, die uns einschränken. Mut zur Eigenständigkeit und das Treffen unkonventioneller Entscheidungen sind dabei entscheidend.

4. Therapie und Unterstützung

Wenn internalisierte Misogynie tief sitzt, kann professionelle Unterstützung helfen, diese negativen Überzeugungen zu erkennen und aufzulösen.

5. Feministische Bildung

Durch das Lesen feministischer Literatur und den Austausch mit anderen Frauen können wir ein tieferes Verständnis für die strukturellen Ursachen von Misogynie entwickeln und uns bewusst gegen sie stellen.

Warum es so wichtig ist, internalisierte Misogynie zu bekämpfen

Internalisierte Misogynie schadet uns Frauen auf individueller Ebene, schwächt jedoch auch unseren kollektiven Kampf für Gleichberechtigung. Solange wir uns gegenseitig abwerten oder als Rivalinnen betrachten, bleibt unser Potenzial zur Veränderung ungenutzt. Doch wenn wir lernen, einander zu unterstützen und gemeinsam gegen patriarchale Strukturen vorzugehen, können wir eine Gesellschaft schaffen, in der wir frei und gleichberechtigt leben.

Jede von uns kann einen Beitrag leisten, um internalisierte Misogynie zu überwinden. Es beginnt mit dem Hinterfragen unserer eigenen Überzeugungen und dem bewussten Engagement für Solidarität unter Frauen. Nur wenn wir uns gemeinsam stark machen, können wir wirklich etwas verändern – für uns selbst und für die nächsten Generationen.

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